Berlin, 07.06.2016 - Das Handwerk beteiligt sich an der bundesweiten „Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz“ mit der Entwicklung und Erprobung von Instrumenten, mit denen in Handwerksbetrieben Impulse für die konkrete Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen im Unternehmen ausgelöst werden.
Unter dem Titel „Energieeffizientes Handwerk in Werkstatt und Betrieb“ sind auf der Woche der Umwelt die Ergebnisse der Fachöffentlichkeit vorgestellt und die Transferphase gestartet worden. Thüringen war mit dem stellvertretenden Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Ostthüringen Frank Hohle und dem Umweltzentrum des Handwerks Thüringen vertreten.
Sieben Umweltzentren des Handwerks haben bei über 700 Handwerksbetrieben im Bundesgebiet erprobt, welche Instrumente geeignet sind, um Eigentümer und Führungskräfte von Handwerksunternehmen davon zu überzeugen, Energieeffizienzmaßnahmen im Betrieb tatsächlich umzusetzen. Die Erfahrungen, die die Umweltzentren in der Erprobungsphase gesammelt und die die Unternehmen bei der Umsetzung von Maßnehmen gemacht haben, sind in einen Beratungsleitfaden zusammengeflossen, der die Basis eines umsetzungsorientierten Beratungsstandard für Handwerksbetriebe darstellt.
Auf Grundlage dieser Ergebnisse und Erfahrungen werden in den nächsten Monaten zahlreiche weitere Handwerksorganisationen als Transferpartner darin unterstützt, mit dem neuen Beratungsstandard die Initiative in die Breite des Handwerks und der Unternehmen zu tragen.
„Gerade für die kleinen und die Kleinstbetriebe des Handwerks ist es wichtig, dass ihnen die Potentiale zur Steigerung der Energieeffizienz im Betrieb aufgezeigt werden. Sie verfügen nicht wie die "großen" Unternehmen über Mitarbeiter oder gar Abteilungen, die sich speziell mit diesem wichtigen Thema befassen“, bringt Karl-Sebastian Schulte, Geschäftsführer des Unternehmerverbandes des Deutschen Handwerks, die Ausgangslage in den Handwerksbetrieben in seiner Eröffnungsrede des Fachforums im Park von Schloss Bellevue auf den Punkt.
Im Fachforum, mit dem die Transferphase gestartet wurde, berichteten drei Betriebsinhaber über ihre Lösungen, mit denen sie den Energieverbrauch in ihren Handwerksbetrieben deutlich reduziert haben – und demonstrierten eindrucksvoll, dass sich dies auch finanziell rechnet:
Rolf Hendgen, Schreinerei Hendgen aus Koblenz, fasst das Ergebnis für seinen Betrieb knapp zusammen: „Für uns bedeuteten die Energieeffizienzmaßnahmen einen Quantensprung: Früher war es im Winter in der Wertstatt kalt und im Sommer heiß – jetzt ist es andersherum und wir sind autark.“
Zufrieden ist auch Martin Hennig, Backhaus Hennig, Zwenkau. „Der Effekt bei uns: 20% Einsparung beim Gasverbrauch trotz einer Verdopplung der Produktionsfläche.“ Das die Energiekosten mittlerweile nur noch etwa 4% des Umsatzes ausmachen ist das Ergebnis eines intelligentes Energiemanagements, konsequenter Wärmerückgewinnung, einer 300 KWp-PV-Anlage und vieler anderer kleiner und größerer Maßnahmen.
Auch der saarländische Kfz-Betrieb Boudier aus Saarlouis-Roden zeigt, wie mit Effizienzmaßnahmen kräftig gespart werden kann. Der Rat von Stefan Boudier an alle Handwerker: „Einfach anfangen! Macht einfach etwas, vielleicht zuerst auch eine kleine Maßnahme – und lasst Euch nicht davon abschrecken, wenn es keinen Zuschuss gibt.“ Neben der schrittweisen Modernisierung von Betriebsgebäude, Beleuchtung, Heizung und Pumpen, trägt auch bei ihm eine Photovoltaikanlage dazu bei, die Stromkosten erheblich zu reduzieren.
Als Dankeschön für Ihr Effizienz-Engagement und die Teilnahme am Forum wurde den drei Betrieben, als erste in Deutschland, von Karl-Sebastian Schulte das „Energiebuch für Handwerksbetriebe“ überreicht. Das neuste Produkt der Effizienzwerkstätten wird in der Transferphase erprobt und soll es Handwerksbetrieben ermöglichen, alle energetisch relevanten Daten planvoll zu erfassen und zentral zu sammeln. Damit stehen diese zukünftig „mit einem Griff“ zur Verfügung, und können jederzeit unkompliziert als Entscheidungsbasis für künftige Maßnahmen genutzt werden. Die drei Betriebe sind die ersten, die das Energiebuch erproben – es soll dann ab 2017 Handwerksbetrieben bundesweit zur Nutzung bereitgestellt werden.
Integriert in das Energiebuch ist auch bereits ein Abschnitt zur Erfassung der Treibstoffkosten, um ein Nachdenken über sparsame und umweltfreundliche Alternativen in der Fahrzeugflotte anzuregen. Bundesumweltministerium, Bundeswirtschaftsministerium, DIHK und ZDH wollen künftig das „betriebliche Mobilitätsmanagement“ in Unternehmen stärker in den Vordergrund rücken.
Die beiden Modellbetriebe aus dem Thüringer Fleischerhandwerk, Herr Lindig und Herr Grüner, wurden mit ihren umgesetzten Energieeffizienzmaßnahmen medial vorgestellt.
Der Beratungsleitfaden steht ab jetzt den Betrieben und den Beratern zur Verfügung, die ressourcenschonende und zugleich kostensparende Technologien und Maßnahmen im Betrieb umsetzen wollen. Der Beratungsleitfaden, und weitere Informationen zur Initiative sind im Internet unter www.energieeffizienz-handwerk.de und www.mittelstand-energiewende.de abrufbar.
Sie interessieren sich für das Thema Energieeffizienz im Betrieb?
Kompetente Beratung und Unterstützung zu allen Fragenrund um das Thema erhalten Sie über das Umweltzentrum des Handwerks Thüringen.
Ihre Ansprechpartnersind:
Frau Gudrun Büttner: buettner@hwk-gera.de, Tel.: 03672-377 180
Herr Renè Grüneberger: grueneberger@hwk-gera.de, Tel.: 03672-377 197